Johannes-Prassek-Stolperstein-Osnabrück

„Wir Priester müssen wenigstens den Mut haben, die Wahrheit zu sagen. Sonst glauben die Leute, das alles wäre in Ordnung.“
Das war die Antwort von Johannes Prassek, als besorgte Menschen ihn vor den Folgen seines Tuns während des Nationalsozialismus  warnen wollten.

Johannes Prassek im Vorraum der Christus König Kirche.

Wer war Johannes Prassek und was war der Grund für diese Besorgnis?

Herkunft
Johannes Prassek war ein katholischer Priester des Bistums Osnabrück. Er wurde am 01. August 1911 in Hamburg geboren. Während des Theologiestudiums freundete er sich mit dem aus Osnabrück-Haste stammenden Kommilitonen Adolf Grothaus an. Dieser lud Prassek in seine Heimat ein, wo die Familie Grothaus für ihn wie eine zweite Familie wurde. Nach seiner Priesterweihe im Jahr 1937 feierte er seine erste Heilige Messe hier in der Christus-König-Kirche in Haste.

Wahrheit
Später, während seiner Zeit als Kaplan in Lübeck, kümmerte sich Prassek auch gegen staatliche Verbote um ausgegrenzte, außenstehende und sorgenbelastete Menschen (z. B. polnische Zwangsarbeiter). Außerdem genoss er den Ruf eines ausgezeichneten Predigers. In seinen Ansprachen sowie in Gesprächskreisen mit Jugendlichen oder auch in Lübeck stationierten Soldaten versuchte er, seine Überzeugung und seinen Protest gegen das Unrecht der nationalsozialistischen Machtherrschaft deutlich zu machen.

Verurteilung
Verraten durch einen Spitzel wurde Johannes Prassek am 18. Mai 1942 von der Gestapo abgeholt. Mit ihm kamen die Mitbrüder Eduard Müller und Hermann Lange sowie der evangelische Pastor Karl Friedrich Stellbrink in Haft.
In den Vernehmungen bewies Johannes Prassek seinen unnachgiebigen Bekennermut. Briefe aus dem Gefängnis sowie Berichte von Zeitzeugen lassen erkennen, dass Prassek trotz der zermürbenden Haftbedingen und der bevorstehenden Hinrichtung seine Glaubensgewissheit und seine Warmherzigkeit für die Mitgefangenen und die außerhalb der Gefängnismauern um ihn bangenden Menschen nicht verlor.

Am 22. Juni wurde Johannes Prassek wegen Vorbereitung zum Hochverrat, Rundfunkverbrechen, Zersetzung der Wehrkraft und landesverräterischer Feindbegünstigung zum Tod verurteilt.

Hinrichtung
Zusammen mit Hermann Lange, Eduard Müller und Karl Friedrich Stellbrink gehört Johannes Prassek zu den sogenannten Lübecker Märtyrern.

Die vier Lübecker Märtyrer auf einer Tafel in der Christus König Kirche (im Vorraum rechts).

Am 10. November 1943 wurden die vier Geistlichen im Hamburger Gefängnis Holstenglacis durch das Fallbeil enthauptet. Das Leben von Johannes Prassek war geprägt von großer Mitmenschlichkeit, ökumenischer Offenheit sowie einen starken Glauben an Gott.

Johannes Prassek sagt: „Wer sterben kann, wer will den zwingen?“

Diese Worte von Johannes Prassek hat Marlene Dietz in einer Skulptur im hinteren Altarraum der Christus König Kirche abgebildet.

Seligsprechung
Im Jahr 2011 wurden die drei katholischen Geistlichen in Lübeck im Beisein des Osnabrücker Bischofs Dr. Franz-Josef Bode selig gesprochen. Auch des evangelischen Pastors Stellbrink wurde gedacht.

Zum Glaubenszeugnis der Lübecker Märtyrer äußerte sich Bischof Bode

Stolperstein
Zum Gedenken an Johannes Prassek und sein Wirken wurde an dieser Stelle im Jahr 2007 der erste „Stolperstein“ in der Stadt Osnabrück vor der Christus-König-Kirche vom Kölner Künstler Gunter Demnig verlegt.

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